Stühlerücken – Pothead im Huxleys

Frohes Neues! Erste Meldung im angebrochenen 2013 sind an dieser Stelle Pothead, die Motörhead Berlins: Gefühlt waren sie eigentlich schon immer da und dabei verlässlich wie ein Uhrwerk. In hektischen Zeiten wie diesen versprüht das Nestwärme und Geborgenheit. Nicht wenige Fans reagierten daher reichlich verstört, als sie sich unlängst damit auseinanderzusetzen hatten, dass Schlagzeuger Sebastian Meyer der Groove-Rock-Institution nach 18 gemeinsamen Jahren den Rücken kehrte.

Jetzt ist ein Neuer am Start. Nicolaj Godow heißt er und hat vorher zehn Jahre bei Knorkator gespielt. Witzigerweise ist Meyer wiederum bei eben jenen eingestiegen, quasi als Ersatz. Daraus ergibt sich eine Konstellation, die Gogow zwar als „hochemotional“ bezeichnet, Rosenkrieg ist trotzdem eher unwahrscheinlich. Dafür haben Pothead auch keine Zeit, schließlich gibt’s ja eine neue Platte namens „Jackpot“.

Alles weitere steht im aktuellen tip (Update: jetzt auch online), und wie viel Spaß die eher nur auf dem Papier neu formierten Pothead zusammen haben, lässt sich am 12.01. im Huxleys beim alljährlichen Berliner Heimspiel anschauen.

Wo die Verheißung funkelt – Sonnenaufgang am Mount Hikurangi

Kurz vor halb fünf glimmt es auf am Horizont. Ein Gleißen schält sich aus dem fernen Ozean und malt den Himmel an. Glühendes Rot, leuchtendes Orange, auslaufend in sanftem Blau und Violett. Die Sonne geht auf, und wir sind an diesem Morgen wohl die ersten Menschen auf diesem Planeten, die das Schauspiel erleben. Hier, an den Flanken des Mount Hikurangi am anderen Ende der Welt.

Jener Hikurangi, höchster nicht vulkanischer Berg der Nordinsel, soll nämlich derjenige Punkt auf der Erde sein, der zuerst von den Sonnenstrahlen eines neuen Tages getroffen wird. Dutzende Menschen pilgern daher in der Nacht vom 31. Dezember zum 1. Januar hierher, um dabei zu sein, wenn das erste Licht des neuen Jahres heranfunkelt. Außerdem ist er der Legende zufolge die Ruhestätte von Nukutaimemeha, jenem Kanu, von dem aus der Halbgott Maui einst die Nordinsel Neuseelands aus dem Meer fischte. Die örtlichen Maori vom Stamm der Ngati Porou verehren den Berg daher als heiligen Ort.

Reichlich guter Geschichtsstoff ist das. Jedenfalls dachte ich mir das, weswegen ich für die heutige Sonntagsausgabe des Tagesspiegel eine entsprechende Reportage geschrieben habe (Update: Text ist jetzt auch online). Guten Rutsch!

Hikurangi, Neuseeland

Gut gereift – War From A Harlots Mouth im Bi Nuu

Als 2007 das mit Metal, Hardcore und Jazz spielende Debüt von War From A Harlots Mouth um die Ecke kam, wurden die fünf Berliner noch als Internet-Hype belächelt. Zu hip war der Name, zu poppig das Artwork, zu groß die MySpace-Gefolgschaft.

Inzwischen haben sich WFAHM dank mehrerer starker Alben, einer Reihe an Split-EPs sowie unzähliger Touren zu einer respektablen Größe internationalen Formats gemausert (siehe auch mein Beitrag im aktuellen tip, online hier einzusehen). Am 30.12. spielen sie nun im Bi Nuu mit ihren Buddies von Final Prayer zur inoffiziellen Jahresabschlussparty der Berliner Hardcore-Szene auf – wider den Modetrends, für Attitüde und Egalität.

 

Edeltechniker und Siebziger-Fetischisten – Meshuggah und Graveyard in Berlin

Ja, was soll man zu Meshuggah eigentlich noch schreiben? Die Herren aus Umeå, Schweden sind eine Institution. Dank achtseitiger Gitarren klingen ihre Stakkato-Riffs wie bassige Motorsägen, dazu setzt es dissonante Soli, stoisches Gebell und aberwitzige Tempowechsel, alles vorgetragen in klinischer Präzision. Seit nun 25 Jahren schon verknoten sie auf diese Weise die Hörzentren dieser Welt und haben damit nicht zuletzt all die neuartigen Genres des Math- und Deathcore nachhaltig geprägt. Kommenden Samstag, den 8.12. spielen die Maestros nun in Berlin-City, im C-Club mit den ebenfalls sehr gewitzten Decapitated.

Graveyard sind dagegen fluffiger unterwegs. Auch wieder aus Schweden, allerdings aus Göteborg, DER Hochburg des Melodic Death Metal. Graveyard halten sich jedoch eher an den Sound Siebziger, etwa Black Sabbath oder Led Zep. Damit sind sie lange nicht so aufregend wie Meshuggah, aber Mitwippen zum siffigen Fuzz der Vier, das geht schon. In Berlin zum Beispiel am Mittwoch, den 19.12, ooch im C-Club.

Ach ja, bevor ich es vergesse: Ausführliche Infos zu beiden Konzerten gibt es natürlich auch wieder im aktuellen tip🙂 (Update: Meshuggah-Text ist jetzt online, Graveyard jetzt auch). Fülle Spaß!

Nachtkerzen und die Evolution

Die evolutionäre Anpassung der Arten an ihre Umwelt galt lange Zeit als extrem zähe Angelegenheit. Es mehren sich jedoch die Hinweise, dass es bei einigen Spezies recht rasant zugeht.  Da ist zunächst an die Vielfalt der Buntbarsche in Afrika zu denken oder an die europäische Hain-Bänderschnecke.  Noch flinker als die beiden ist die in Nordamerika beheimatete Gemeine Nachtkerze (Oenothera biennis). So hat eine internationale Forschergruppe um Anurag Agrawal von der Cornwell University kürzlich im Rahmen eines Experiments beobachtet, dass die Pflanze mit den knallgelben Blüten nur drei bis vier Generationen braucht, um sich auf veränderte Außenbedingungen einzustellen. Grundlage hierfür waren Experimente mit verschiedenen Nachtkerzen-Populationen, von denen einige mit Insektiziden, andere wiederum gar nicht behandelt wurden.

Ein spannender Versuch, der dreierlei zeigt: a) Evolution ist zuweilen schnell unterwegs, b) Insekten sind wesentlicher Treiber der Artenvielfalt von Pflanzen und c) Insektizide führen zu einer Rückbildung natürlicher Abwehrmechanismen.

Wer das alles genauer nachlesen möchte, dem sei das Skop in der aktuellen Geo empfohlen, wo ich das Experiment ein wenig ausführlicher begeschrieben habe. Abschließend übergebe ich das Wort an Herrn Agrawal, der die Forschungsergebnisse noch einmal aus seiner Sicht zusammenfasst:

Sanfte Satanisten – The Devil’s Blood im Festsaal Kreuzberg

Tod. Chaos. Satan. The Devil’s Blood aus Eindhoven definieren ihre Koordinaten klar und deutlich. Das Schöne an ihnen ist, dass sie trotzdem abseits gängiger Teufelsanbetungsklischees arbeiten. Ihre Musik ist kein rumpeliges Geschredder, sondern unverschämt eingängiger Psychedelic Rock. Sie inszenieren keine plumpen „Ich bin so bitterböse“-Kreischorgien, sondern breitet vielschichtig die Ergebnisse ihrer Dunkelheitsforschung aus. So opfert Gitarrist und Mastermind Selim Melouchi etwa dem Tod, jener „Macht der Unordnung“, sein Blut am heimischen Altar – als Dank für kreative Momente (Video hier).

Folgerichtig versteht er auch die Auftritte seiner Band als Rituale, gern von oben bis unten besudelt in klebrigem Rot. Am 2.12. ist dies im Festsaal Kreuzberg anzusehen. Weitere Infos gibt es im aktuellen tip Berlin – in gedruckter Ausgabe seit wenigen Tagen am Kiosk Eures Vertrauens nachzulesen, bald bestimmt auch online (Update: ja, Artikel ist jetzt online verfügbar). Ansonsten geht natürlich auch das hier:

Gigantische Panoramen und tanzende Wolken – Der Routeburn Track in Neuseeland

Einer der schönsten Wanderwege der Welt soll er sein, der Routeburn Track auf der Südinsel Neuseelands. Einst nutzten die Maori den Track als Passage über die Südalpen, später drehte dann Peter Jackson in der Gegend prominente Szenen seiner Ring-Trilogie. Nicht die schlechteste Empfehlung.

Was es dort alles zu erleben gibt, habe ich etwas ausführlicher für bergleben.de aufgeschrieben. Reportage samt Fotos finden sich hier. Yeeha…

Erhebend – Godspeed You! Black Emperor musizieren wieder

Die Post-Rock-Anarchisten von Godspeed You! Black Emperor sind zurück. „Alleluja! Don’t Bend! Ascend!“ lautet der programmatische Titel ihres ersten Albums seit einer Dekade. Sie sind rifforientierter geworden, beherrschen aber noch immer die Konstruktion sich aufbäumender Klangcollagen von Weltniveau.

Mehr zu dem bemerkenswerten Kollektiv habe ich auf Seite 75 im neuen tip Berlin geschrieben, der ab heute in den Kiosken ausliegt (Update: der Text ist jetzt auch online). Für die musikalische Untermalung während der Rezeption des Textes empfehle ich folgenden Stream der neuen Platte. Was sonst:)…

Und los…

Ich bin Roy. Ich arbeite als Journalist und Autor. Ab jetze will ich an dieser Stelle ein wenig darüber informieren, was ich so treibe. Anregungen und Kollaborationen bin ich immer aufgeschlossen. Also ruhig her mit den Angeboten! Cheers:D