Köstliche Glibbermasse für das Kiwiana – Whitebaiting in Neuseeland

Jedes Jahr, wenn der Frühling in Neuseeland Einzug erhält, beginnt an den mitunter so einsamen Flussmündungen reger Betrieb. Ob in Whakatane in der Bay Of Plenty, Mokau in Taranaki oder Haast an der West Coast – schon im Morgengrauen versammeln sich hier Fischer von jung bis alt und werfen bis in die Abenddämmerung ihre Reusen und Netze aus.

Was sie umtreibt, ist kaum dicker und länger als ein Streichholz: Whitebait. Mag das nahezu transparente Aussehen und die glibberige Konsistenz dieser winzigen Fische zunächst nicht wirklich appetitlich anmuten: Aufgrund des krabbenartigen und zugleich mild-nussigen Geschmacks gelten sie als Delikatesse, für die man in manchen Jahren deutlich über 100 Dollar pro Kilo auf den Tisch legen muss.

Im ganzen Land versuchen daher die Kiwis ihr Glück mit den Kleinen. Dabei ist Whitebait eigentlich gar kein richtiger Fisch, sondern nur ein Oberbegriff für die Larven einheimischer Galaxia-Arten, forellenähnlichen Süßwasserfischen, die bis zu einem halben Meter lang werden. Während der Springfluten im Herbst, wenn das Meer in die Flüsse drückt, kommen die Alttiere aus dem Landesinneren herab an die Flussmündungen. In der überschwemmten Ufervegetation legen sie ihre Eier ab und befruchten diese, anschließend sterben viele von ihnen. Bei der nächsten hohen Flut schlüpfen jedoch unzählige Nachkommen und schwimmen in die offene See, wo sie den Winter verbringen. Wenn sie auf etwa fünf Zentimeter Länge angewachsen sind, kehren sie zurück zur Küste. Millionenfach wandern sie dann flussaufwärts, um in den Marschlanden oder Waldbächen erwachsen zu werden, im Herbst wieder gen Meer aufzubrechen und so den Kreislauf zu schließen. Ein Teil schafft es nicht. Denn bei ihrer Ankunft geht schnell die Kunde: „Der Whitebait kommt.“

Viele Legenden ranken sich über den genauen Zeitpunkt der Whitebait-Wanderungen. Welche das sind, wie man die kleinen Fische am besten fängt und zubereitet, wie sie überdies mit Rugby zusammenhängen und warum es schließlich nicht übertrieben ist zu behaupten, dass Neuseeland ohne das „Whitebaiting“ heute ein ganz anderes wäre, habe ich in einem Feature für die aktuelle Ausgabe von 360° Neuseeland aufgeschrieben.

Und wer die Winzlinge mal in Aktion sehen will – schaut Ihr hier:

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